Via Tomorrow consulting
ESG Einblicke
Justus Fischer - Founder and Managing Director of Via Tomorrow
Justus Fischer
Partner
Via Tomorrow

Justus war mehrere Jahre in den Bereichen ESG und IR bei einer etablierten Investor Relations-Beratung tätig, bei der er die ESG-Practice mitaufgebaut und geleitet hat.

Bei Via Tomorrow konzentriert er sich nun voll und ganz auf ESG. Sein Credo: kein zielloses ESG-Blabla, sondern messbare ESG-Ergebnisse für die Klienten.

ESG im Fokus: Real Estate

Zwischen Enteignungsbegehren und immer strengeren Nachhaltigkeits-Anforderungen beim Bau: auf die Immobilienbranche kommen zahlreiche ESG-Herausforderungen zu – auch wenn sie in vielen ESG-Ratings noch überraschend gut abschneidet.

Das Ergebnis scheint eindeutig: Über 57% der Berliner Wähler wollen einen Gesetzentwurf zur Vergesellschaftung von sehr großen Wohnungsbeständen gewinnorientierter Unternehmen. Und auch wenn der Volksentscheid nicht bindend ist und der Berliner Senat zunächst nur eine Expertenkommission zur Prüfung der Vergesellschaftung eingesetzt hat – das Thema Bezahlbares Wohnen birgt für die gesamte Immobilienbranche Sprengkraft.

Und doch ist zunehmender Mieter-Unmut nur eines von vielen ESG-Themen, die den Real-Estate-Sektor künftig umtreiben werden. Das gilt sowohl für Unternehmen, die Immobilien bauen und projektieren, als auch für große Wohnungseigentümer und -verwalter.

Real Estate: Die wichtigsten ESG-Themen

Der internationale ESG-Standard SASB (Sustainable Accounting Standards Board) definiert für Investoren relevante ESG-Indikatoren für insgesamt 77 Branchen. Im Bereich „Real Estate“ stehen dabei spezifisch Umweltthemen im Fokus. Die wichtigsten Kriterienbereiche für Real-Estate-Unternehmen sind laut SASB:

  • Maßnahmen für ein effektives Energie- und Wassermanagement
  • Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
  • Beeinflussung des Umwelt-Impacts der Mieter

Die Bewertungskriterien von ESG-Ratingagenturen wie MSCI, ISS oder Sustainalytics sind noch etwas weiter gefasst. So definiert MSCI neben dem Themenbereich „Opportunities in Green Building“, der den Umwelt-Impact der eigenen Gebäude bemisst, noch folgende Sozial- und Governance-Themenbereiche für Real-Estate-Unternehmen:

  • Produktsicherheit und -qualität
  • Mitarbeitergesundheit und -sicherheit
  • Corporate Behavior
  • Corporate Governance

ESG-Ratings Real Estate: die Meinungen gehen auseinander

Die unterschiedlichen Auffassungen über die relevanten ESG-Themenbereiche führt dementsprechend auch zu unterschiedlichen Unternehmensbewertungen bei den größten ESG-Ratingagenturen.

So erhält Vonovia zum Beispiel ein aktuelles ESG-Rating von MSCI, das sie im 4.-5.-besten Dezil von 78 Real-Estate-Unternehmen platziert, die MSCI bewertet. Bei ISS landet Vonovia dagegen bereits unter den besten 20% von 383 im Bereich Real Estate eingeordneten Unternehmen – und bei Sustainalytics sogar noch weiter vorne: von 1046 Real-Estate-Unternehmen belegt Vonovia dort den 3. Platz – und landet unter allen aktuell 14.750 von Sustainalytics bewerteten Unternehmen auf Rang 27.

Wie sich Unternehmen mit ESG günstiger refinanzieren

Und die Investoren scheinen vom Nachhaltigkeitskonzept von Vonovia überzeugt – insbesondere in ökologischer Hinsicht. So hat das Unternehmen 2021 erstmals erfolgreich einen Green Bond mit einer Laufzeit von 10 Jahren in Höhe von 600 Mio. € platzieren können – und das zu einem Zinssatz von lediglich 0,625%.

Anderen Real-Estate-Unternehmen in Deutschland und der EU zeigt das Beispiel Vonovia, dass eine starke ESG-Performance die Refinanzierung deutlich erleichtern kann. Auch aktuelle MDAX-Schwergewichte wie LEG Immobilien oder Aroundtown erhalten von großen ESG-Ratingagenturen derzeit starke ESG-Ratings im Vergleich zu ihren internationalen Peers.

Darum wird ESG auch für kleine Immobilien-Akteure relevant

Doch was bedeutet das ganze Thema ESG für Real-Estate-Unternehmen, die (noch) nicht mit Milliardenbewertungen aufwarten können – und/oder (noch) nicht börsennotiert sind? Können diese das Thema ESG nicht noch eine Weile ignorieren, da sie unter weniger Investorendruck stehen?

Die prägnante Antwort daraf: nein. Bereits ab 2024 sollen alle in der EU ansässigen börsennotierten Unternehmen – unabhängig von der Mitarbeiterzahl – ein jährliches ESG-Reporting vorlegen. Dazu kommen noch sämtliche Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern – und zwar egal ob börsennotiert oder nicht.

Zusätzlich greifen schon ab 2022 erste Standards der EU-Taxonomie, die Vorgaben zur Einordnung von Umsätzen und Investitionen in die Kategorien „nachhaltig“ und „nicht nachhaltig“ macht. Künftig werden „grüne“ Finanzinstrumente wie Green Bonds, Green Loans oder sustainability-linked Bonds sich primär an den Vorgaben der EU-Taxonomie orientieren. Nur Unternehmen, die diese Vorgaben einhalten, steht damit zukünftig die Möglichkeit offen, sich mit grünen Finanzinstrumenten günstiger zu refinanzieren als mit klassischen Instrumenten. Für den Bereich Real Estate sind die Vorgaben der EU-Taxonomie dabei besonders komplex und decken – je nach Geschäftsmodell – ein breites Spektrum vom Bau über die Sanierung bis hin zu Maßnahmen bei der Eigentümerschaft und Verwaltung ab.

Nehmen Sie deshalb schon heute gerne Kontakt zu uns auf, um von unserer ESG-Beratungserfahrung zu profitieren und als Real-Estate-Unternehmen aktuelle und künftige ESG-Anforderungen gewinnbringend zu erfüllen.

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