Via Tomorrow consulting
ESG Einblicke
Helen Geyer, Mitarbeiterin bei Via Tomorrow
Helen Geyer
Expertin
Via Tomorrow

Helen war mehrere Jahre für verschiedene öffentliche Institutionen tätig mit einem Fokus auf Klimapolitik und Nachhaltigkeitskommunikation.

Für Via Tomorrow behält sie aktuelle politische ESG-Entwicklungen und -Anforderungen im Blick und bereitet sie verständlich und pointiert auf.

Behind the Indicator: Umweltmanagementsysteme

Von Unternehmen wird Transparenz über hunderte von ESG-Indikatoren verlangt – von Ratingagenturen, Investor:innen und weiteren Stakeholdern. Erschwerend kommt hinzu, dass je nach Branche andere Indikatoren im Fokus stehen. Um den Überblick nicht zu verlieren, bringen wir Licht ins Dunkel und erklären, was hinter den einzelnen ESG-Indikatoren steckt. Heute: Umweltmanagementsysteme.

Umweltmanagementsysteme sind vor allem für produzierende Unternehmen relevant, denn damit werden primär Produktionsstätten zertifiziert. Wer ein Umweltmanagementsystem in die Prozesse integriert hat, bestätigt, dass sich das Unternehmen um Umweltbelange sorgt und aktive Verbesserungen vornimmt. Das Nutzungsziel für Umweltmanagementsysteme sollte es sein, die eigene Umweltbilanz tatsächlich zu verbessern, Standards einzuhalten und Umweltziele zu erreichen. Zu den populärsten Zertifizierungen des Umweltmanagementsystems gehören ISO 14001 und EMAS.

Umweltmanagement nach ISO 14001

Die internationale ISO-Norm 14001 legt fest, wie Umweltziele geplant, mit vorgegebenen Verfahren durchgeführt und anschließend kontrolliert werden. Dafür gibt es sogenannte “Umweltleitlinien”, die wiederum immer wieder Anpassungen vorschlagen und einfordern. Die ISO 14001 Norm kann unabhängig von Branche und Größe eines Unternehmens oder einer Organisation angewendet werden. Wichtig zu beachten: die Norm zertifiziert nur das Managementsystem, also die Verfahrensweisen und Prozesse – konkrete Umweltkennzahlen werden nicht vorgeben.

Der Weg zum Zertifikat

Unternehmen führen ein Umweltmanagementsystem zunächst selbst an einem oder mehreren Standorten ein. Um mit der ISO-Norm 14001 konform zu gehen, ist in einem ersten Schritt eine schriftliche Umwelt-Policy nötig, die allen Mitarbeitenden kommuniziert werden muss. Darin müssen gewisse Verpflichtungen, Verbesserungen und Ziele für Umweltschutz enthalten sein. Außerdem muss der Kontext des jeweiligen Unternehmens in Betracht gezogen werden – sowohl während der Formulierung der Umwelt Policy als auch bei der Entwicklung von Zielen und Maßnahmen. Das bedeutet, dass das Unternehmen im Gesamtkontext mit Blick auf zum Beispiel Produktionsstandort, Art des Produktes bzw. der Dienstleistung, Lieferant:innen oder Investor:innen, beleuchtet wird. Weitere Anforderungen für die Zertifizierung mit ISO 14001 sind Leistungsmessungen mit Kennzahlen, Berücksichtigung von Chancen und Risiken von Umweltaspekten sowie der vor- und nachgelagerten Umweltauswirkungen.

Sind ausnahmslos alle Kriterien der ISO-Norm erfüllt, kann dies von einer unabhängigen Prüfstelle, wie z.B. von TÜV-Süd oder DEKRA zertifiziert werden – dann ist die Erfüllung des Indikators Umweltmanagementsystem komplett und kann entsprechend im ESG-Reporting kommuniziert werden.

Aufwand der Zertifizierung

Die Durchführung einer ISO 14001-Zertifizierung kann bis zu zwölf Monate dauern. Das liegt vor allem daran, dass viele verschiedene Akteur:innen daran beteiligt sind und die notwendigen Schritte aufeinander aufbauen. Schließlich muss erst die Umsetzung des Umweltmanagementsystems entschieden und festgeschrieben, danach die relevanten Informationen eingeholt und in die Umwelt-Policy integriert und darauf basierend Ziele und Maßnahmen beschlossen werden. Entsprechend ist die Implementierung eines Umweltmanagementsystems zeitaufwändig – und ressourcenintensiv.

Ein Beispielunternehmen für die Darstellung der ISO 14001 Zertifizierung ist das Unternehmen SGL Carbon: auf der Website des Unternehmens sind Umweltmanagementzertifikate für mehrere Standorte transparent aufgeführt.

Umweltmanagement nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme)

Neben ISO 14001 gibt es auch das freiwillige Europäische Umweltmanagementsystem „Eco-Management and Audit Scheme“ (kurz EMAS). Das von der EU entwickelte System schließt die Anforderungen der ISO 14001 ein und erweitert sie um einige Aspekte, wie unter anderem eine stärkere Einbindung von Mitarbeitenden in die Verbesserung von Prozessen sowie die aktive Kommunikation über die Umweltambitionen und -leistungen des Unternehmens.

Der Weg zum Zertifikat

Die Anforderungen an eine EMAS-Zertifizierung sind ähnlich wie die der ISO 14001 Norm, gehen allerdings noch weiter. Wer dieses Zertifikat erhalten möchte, muss messbare Verbesserungen im Umweltbereich vorzeigen können und sich über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus engagieren. Das wichtigste Kriterium: das Einbeziehen von Mitarbeitenden in den Prozess der stetigen Verbesserung in Umweltfragen.

Für eine erste Zertifizierung mit EMAS muss sich das gesamte Unternehmen einer Umweltprüfung unterziehen, welche danach in regelmäßigen Abständen – mindestens jährlich – wiederholt werden muss. Darauf aufbauend werden die Ziele und dafür notwendigen Schritte formuliert und in eine Umwelterklärung, also wie bei ISO 14001 eine Umwelt-Policy, übersetzt. Diese Umwelterklärung muss veröffentlicht werden. Auch bei EMAS müssen externe Umweltgutachter:innen die Bemühungen des Unternehmens sowie die Umwelterklärung begutachten und bestätigen. Eine Übersicht der zugelassenen Gutachter:innen für die jeweiligen Branchen bietet dafür die Deutsche Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH (DAU). Bei einer solchen Prüfung wird unter anderem die Umwelterklärung in Abgleich mit internen Dokumenten auf Sinnhaftigkeit und Zielsetzung geprüft und bestätigt. Daneben werden Audits von internen, geschulten Mitarbeiter:innen durchgeführt. Wenn die interne sowie externe Prüfung bestanden ist, kann das Unternehmen sich bzw. die EMAS-geprüften Standorte in ein EMAS-Register eintragen lassen. Dieser Eintrag berechtigt dann auch zur Verwendung des EMAS-Logos.

Aufwand der Zertifizierung

Ähnlich wie bei der ISO 14001 ist auch eine EMAS – Zertifizierung mit Kosten und Aufwand verbunden. Für die Zertifizierung müssen insbesondere personelle Ressourcen, Investitionen in andere, umweltfreundlichere Technologien, die Prüfung durch Umweltgutachter:innen sowie die finale Eintragung in das EMAS-Register in die Kostenkalkulation einfließen. Daraus lässt sich auch der Aufwand in etwa abschätzen: je nach Anzahl der Betriebsstätten und Wissenstand des Personals kann eine EMAS-Zertifizierung mehrere Monate dauern.

ISO 14001 vs. EMAS – was bringt meinem Unternehmen mehr?

Ein Vorteil von EMAS ist: wer dieses Zertifikat erhält, erfüllt automatisch die Anforderungen für ISO 14001 und entspricht damit dem international anerkanntesten Standard. Auch in einem weiteren Punkt geht EMAS noch einen Schritt weiter: das freiwillige Umweltmanagement verlangt eine verstärkte Einbeziehung aller Mitarbeitenden in den Betrieb, kontinuierliche Verbesserungen der Umweltleistungen sowie interne Umweltmanagementbeauftragte, die regelmäßige Kontrollen durchführen. Die ISO 14001-Norm hingegen verlangt diese Schritte nicht, da sie explizit nur das Management-System bewertet und zertifiziert. Der Vorteil von EMAS ist also das erweiterte Engagement, das sicherlich Pluspunkte bei Investor:innen und Kund:innen einfährt. Gleichzeitig ist eine Zertifizierung nach ISO-Norm mit voraussichtlich geringeren Kosten verbunden als eine EMAS-Zertifizierung.

Neben dem positiven ESG-Rating-Impact, die ein Umweltmanagementsystem mit sich bringt, spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle – etwa ein besserer Überblick über die eigenen Umweltrisiken in der Produktion oder ein zusätzliches Argument gegenüber (B2B-)Kund:innen.

Lohnt sich die Einführung eines Umweltmanagementsystems also? Prinzipiell spielen viele der dabei geforderten Anforderungen bei Unternehmen bereits eine große Rolle. Bisher werden sie jedoch noch zu selten konkret und zentral  festgehalten. Das in einem Umweltmanagementsystem strukturiert zu verankern ist aber dringend zu empfehlen, denn nur so können Ratingagenturen und Investor:innen diese Informationen nutzen und darauf basierend ihre Entscheidungen und Bewertungen vornehmen. Und, nicht zu vergessen: wer ein Umweltmanagementsystem nutzt, sollte darüber auch unbedingt sprechen und es auf der Unternehmenswebsite transparent darstellen.


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