Via Tomorrow consulting
ESG Einblicke
Helen Geyer, Mitarbeiterin bei Via Tomorrow
Helen Geyer
Expertin
Via Tomorrow

Helen war mehrere Jahre für verschiedene öffentliche Institutionen tätig mit einem Fokus auf Klimapolitik und Nachhaltigkeitskommunikation.

Für Via Tomorrow behält sie aktuelle politische ESG-Entwicklungen und -Anforderungen im Blick und bereitet sie verständlich und pointiert auf.

IFRS FTW? Vom großen Standardisierer im ESG-Reporting-Chaos

Nachhaltigkeitsberichte werden aktuell noch nach vielen unterschiedlichen Standards und Richtlinien erstellt. DNK, GRI, SASB oder TCFD sind nur wenige Beispiele. Doch wofür stehen diese Abkürzungen eigentlich? Und wie steht es um die Aussicht auf einheitliche Reporting-Standards?

Die International Financial Reporting Standards Foundation, kurz IFRS, ist eine 2001 gegründete Non-Profit-Organisation. Ihr ursprüngliches Ziel ist es, global einheitliche Standards für das Finanzreporting von Unternehmen zu schaffen. Dafür zuständig ist das International Accounting Standards Board (IASB), das der IFRS unterstellt ist. Die Expertengruppe des IASB legt international anerkannte Standards für die Finanzberichterstattung fest und wird weltweit von Regulationsbehörden und Börsenplätzen als Reportingstandard von (größeren) börsennotierten Unternehmen gefordert.

Ende des Jahres 2021, während der COP26 der Vereinten Nationen in Glasgow, verkündete IFRS die Gründung des International Sustainability Standards Board (ISSB) – einer Schwesterorganisation des IASB. Ziel der neuen Organisation, die ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main hat, ist es, globale Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu schaffen. Dafür hat die Muttergesellschaft IFRS nun bereits zwei andere große Standard-Organisationen integriert, die Indikatoren für die Nachhaltigkeitsberichterstattung definieren: das Climate Disclosure Standards Board (CDSB), das Standards für das Reporting von Umweltkennzahlen anbietet, sowie die Value Reporting Foundation, zu der das Integrated Reporting Framework sowie die SASB Standards gehören. Das Kalkül des Integrationsprozesses: einen übergeordneten, alles vereinigenden ESG-Reportingstandard zu etablieren und damit endlich mehr Vergleichbarkeit zwischen den Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen zu schaffen.

 

IFRS an der Spitze der vereinigenden Standards

Dazu arbeitet das ISSB auch über die Integrationsprozesse hinaus bereits mit Hochdruck an Entwürfen für übergreifende Standards. Dabei wird unter anderem das Nachhaltigkeitsframework der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) integriert, und mit der Global Reporting Initiative (GRI) wurde bereits eine weitläufige Kollaboration angekündigt. Im März 2022 hat das ISSB die ersten Standard-Entwürfe veröffentlicht und bis Ende Juli für Kommentare und Anmerkungen zur Verfügung gestellt. Für Ende 2022 werden die ersten, finalen Entwürfe der Nachhaltigkeitsstandards des ISSB erwartet.

Herausfordernd wird es vor allem sein, die von der EU geplante Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in die neuen ISSB Standards sinnvoll zu integrieren – zumal die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bereits an einem eigenen umfassenden Reporting-Standard für die CSRD arbeitet. Um diese Aspekte nicht aus dem Blick zu verlieren, hob das ISSB in seiner letzten Sitzung erneut hervor, dass weltweit kompatible Standards der Schlüssel für die Kapitalmärkte seien.

 

Die ISSB-Standards als große Hoffnung für mehr ESG-Transparenz

Über die einheitlichen ESG-Reporting-Standards werden sich vor allem Verbraucher:innen und Ratingagenturen freuen. Sobald die Standards verbindlich veröffentlicht sind, ermöglichen sie eine bisher noch nicht dagewesene Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen von unterschiedlichen Unternehmen. Neben den finanziellen Leistungen werden nun auch ökologische und soziale Faktoren deutlich stärker berücksichtigt – und zwar so, dass man die Nachhaltigkeitsberichte künftig einfach nebeneinanderlegen und eins zu eins miteinander vergleichen kann.

Auch internationale Organisationen begrüßten den Schritt hin zu einheitlichen Berichtsstandards. Nach Veröffentlichung der Entwürfe wurden diese beispielsweise in einem Statement der Vereinten Nationen kommentiert. Die Initiative der ISSB werde befürwortet, hieß es, gleichzeitig sei aber ein ganzheitlicher Ansatz in der Berichterstattung erforderlich. Damit soll verhindert werden, dass die Vorteile der neuen Berichtsstandards durch fehlende oder irreführende Regelungen zunichtegemacht werden.

 

Was bedeuten die ISSB-Standards für Unternehmen?

Alle Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung bereits an den SASB- oder GRI-Standards orientiert haben, müssen sich voraussichtlich auf wenig (inhaltliche) Änderungen einstellen. So diente das SASB-Framework maßgeblich zur Gestaltung der branchenspezifischen Teile der ISSB-Standards. Wer international bisher weniger verbreitete Standards, wie den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), für die Berichterstattung verwendet hat, tut allerdings gut daran, sich bereits jetzt stärker auf die vom ISSB vorgelegten Standard-Entwürfe vorzubereiten. Sobald die Standards des ISSB veröffentlicht und die CSRD der EU in Kraft tritt, werden sie aller Voraussicht nach – neben bzw. hoffentlich zusammen mit den europäischen ESRS-Kennzahlen der EU – die maßgeblichen Vorgaben für eine gute Nachhaltigkeitsberichterstattung sein. 

 

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