Unser digitales Leben verbraucht Unmengen an Energie – und damit auch die gesamte IT- und Software-Branche. Sind damit alle Technologie-Unternehmen Klimasünder? Nicht unbedingt. Es sind einige Möglichkeiten vorhanden, wie die Branche künftig nicht als Stromverbraucher Nummer 1 dastehen muss.
Da die Nachfrage nach digitalen Diensten weltweit steigt, nimmt auch der Einfluss der Software- und IT-Branche auf die Umwelt erheblich zu. Neben positiven Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung auch ihre Schattenseiten. Zwar können beispielsweise Videokonferenzen helfen, CO2-Emissionen einzusparen, indem sie die ein oder andere Dienstreise ersetzen. Und auch viele Dokumente oder Bücher müssen nicht mehr gedruckt werden und sparen dadurch Papier ein, da wir sie bequem online herunterladen, lesen und bearbeiten können. Doch um all diese Dienste zu ermöglichen, benötigt die Branche selbst Unmengen an Energie.
Energieverbraucher Nr. 1: Rechenzentren
Um den wachsenden Datenhunger zu stillen sind Rechenzentren nötig, die alle Daten auf externen Servern speichern und verschiedene Prozesse von außen steuern. Ob wir nun Friends auf Netflix streamen, unsere Dokumente in eine Cloud laden oder unsere Mails abrufen – ohne Rechenzentren wäre das nicht möglich. Gleichzeitig sind diese hauptverantwortlich für den Stromverbrauch in der IT-Branche: 2021 haben alle Rechenzentren der Welt schätzungsweise 500 bis 650 Terrawattstunden (TWh) Strom verbraucht. Das ist mehr als alle Privathaushalte, Unternehmen und Einrichtungen in Deutschland zusammengerechnet im Jahr 2022 benötigten.
Und der Rechenbedarf wächst weiter: Bisher entfallen davon auf Deutschlands Rechenzentren nur 15 TWh, doch bis 2030 könnte sich der jährliche Verbrauch Schätzungen zufolge auf bis zu 35 TWh mehr als verdoppeln. Was also tun? Zwei Lösungen fallen besonders ins Auge: Algorithmen können dabei helfen, Server optimal auszulasten oder die Temperatur so zu regulieren, dass der Stromverbrauch so weit wie möglich reduziert wird. Wenn der Energiebedarf nicht weiter gesenkt werden kann, ließe sich theoretisch auch die Abwärme der Rechenzentren nutzen, um Wärmepumpen zu versorgen – auch wenn es bis zur Serienreife noch ein weiter Weg ist, sind einige Pilotprojekte bereits vorhanden.
Viele Tech-Unternehmen arbeiten bereits daran, ihre Klimabilanz zu verbessern. Seit 2017 deckt der Tech-Riese Google seinen gesamten Stromverbrauch mit erneuerbaren Energien und setzte sich außerdem das Ziel, alle seine Rechenzentren und Standorte bis 2030 klimaneutral zu betreiben. Microsoft geht sogar einen Schritt weiter und will bis 2030 komplett CO2-negativ sein. Dadurch plant das Unternehmen bis 2050 alle CO2-Emissionen, die es jemals ausgestoßen hat, auszugleichen.
Spezifische ESG-Faktoren für die IT
Der Energieverbrauch ist nicht das einzige Umwelt-Kriterium, das in der IT-Branche eine große Rolle spielt. Da die Branche potenziell viel Elektroschrott produziert, ist es wichtig, dass langlebige und energieeffiziente Hardware hergestellt wird, die möglichst aus recyclebaren Materialien besteht und damit Abfall verringert. Außerdem sollten Geräte so gestaltet sein, dass die Nutzer sie so lange wie möglich betreiben können und sie erst austauschen, wenn sie tatsächlich defekt sind. Der Hardware-Hersteller Dell bietet beispielsweise für viele seiner Gebrauchtgeräte eine garantierte Rücknahme an, mit dem Ziel, diese erneut aufzubereiten oder auf richtige Weise zu recyceln.
Neben den ökologischen Herausforderungen sind auch Social- und Governance-Faktoren für die IT-Branche relevant. Der ESG-Standard SASB legt hierbei einen starken Fokus auf die Themen Datenschutz und Diversity. Da die IT-Branche stark wächst, ist die Nachfrage nach qualifiziertem und talentiertem Personal groß. Um im Wettbewerb um Talente zu bestehen und fähige Mitarbeiter zu halten, sind gute Arbeitsbedingungen, ein attraktiver Lohn und eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig.
Datensicherheitsrisiken und Betriebsstörungen vermeiden
IT-Unternehmen haben Zugriff auf sensible Daten ihrer Kunden und müssen sichergehen, dass diese nach neuesten Standards sicher und verschlüsselt aufbewahrt werden, um sie vor Fremdzugriff zu schützen und sich gegen Cyberangriffe wehren zu können. Fehler in diesem Bereich können den Ruf nachhaltig schädigen – und betroffenen Unternehmen teuer zu stehen kommen. Um das Vertrauen der Kunden zu wahren, sollten die digitalen (Cloud-)Dienste zudem möglichst störungsfrei laufen – sonst ist der Kunde schnell bei einem zuverlässigeren Anbieter.
Die Daten der Kunden sollten auch im Unternehmen selbst geschützt sein. Daher sollte die Branche transparent damit umgehen, welche Daten ihrer Kunden sie auf welche Weise nutzt. Richtlinien wie die DSGVO in der EU sollten in den jeweiligen Ländern umgesetzt und die Personendaten dementsprechend geschützt werden, um hohe Gerichtskosten und Reputationsschäden zu vermeiden.
Nächste ESG-Schritte für Tech-Unternehmen
Die IT-Branche ist mit vielfältigen ESG-Herausforderungen konfrontiert. Neben dem steigenden Energiebedarf sind auch Themen wie Datenschutz und Mitarbeitervielfalt wichtige Faktoren, die Unternehmen möglichst schnell angehen sollten, um im Wettbewerb bestehen zu können. Viele größere Unternehmen sind bereits dabei, ihre Klimabilanz zu verbessern und gegen ihren enormen Energie- und Ressourcenverbrauch anzukämpfen. Erneuerbare Energien, energieeffizientere Arbeitsprozesse und Ressourcenschonung sind jetzt schon Schritte, die IT-Unternehmen davor bewahren, langfristig nicht zum Klimasünder Nummer 1 zu werden.
Die Bedeutung der IT-Branche und ihre Nachhaltigkeitsvorgaben wachsen. Wir können Ihnen dabei helfen, eine umfassende und nachhaltige ESG-Strategie für ihr Unternehmen zu entwickeln. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!