Via Tomorrow consulting
ESG Einblicke
Justus Fischer - Founder and Managing Director of Via Tomorrow
Justus Fischer
Partner
Via Tomorrow

Justus war mehrere Jahre in den Bereichen ESG und IR bei einer etablierten Investor Relations-Beratung tätig, bei der er die ESG-Practice mitaufgebaut und geleitet hat.

Bei Via Tomorrow konzentriert er sich nun voll und ganz auf ESG. Sein Credo: kein zielloses ESG-Blabla, sondern messbare ESG-Ergebnisse für die Klienten.

ESG im Fokus: Food

Die Lebensmittelbranche ist für über ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich – und spielt damit eine Schlüsselrolle beim Kampf gegen den Klimawandel. Die schlechte Nachricht: die Reduktion von CO2 in der Lebensmittelherstellung ist deutlich schwieriger umzusetzen als in anderen Industrien. Die gute: es gibt bereits zahlreiche Ansätze.

Tierisch oder nicht tierisch – das ist in immer mehr Familien, Freundes- und Kollegenkreisen die kontroverse Frage. So sehr, dass sich sogar Altkanzler zu Wort melden, um sich für die von VW bedrohte Currywurst einzusetzen, die Grünen bis vor wenigen Jahren noch als „Öko-Dikatoren“ für ihren Vorschlag eines wöchentlichen Veggie-Days bezeichnet wurden und die EU tierische Milchprodukte begrifflich schützt.  

Für viele, die zur pflanzenbasierten Alternative im Supermarkt greifen, spielt dabei mittlerweile der Klimaschutz eine wichtige Rolle. So ist zum Beispiel der CO2-Fußabdruck für ein Kilogramm Rindfleisch um ein Vielfaches höher als für pflanzliche Alternativen – vom deutlich höheren Wasser- und Landnutzungsverbrauch noch ganz zu schweigen.

Insgesamt ist die Produktion von Lebensmitteln für aktuell knapp 26% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Zum Vergleich: der weltweite Flug-, Schiffs- und Zugverkehr kommt zusammengenommen auf lediglich knapp 4% der globalen CO2-Emissionen.

Die Lebensmittelbranche hat also besonders großes Klima-Potenzial. Doch ist ein stärkerer Verzicht auf tierische Lebensmittel schon alles?

 

Schlachtfeld Lebensmittel: Das sind die heißesten Themen

Leider nein. Auch einige nicht-tierische Zutaten haben mit ökologischen und sozialen Problemen zu kämpfen. In ökologischer Hinsicht gilt beispielsweise die Verwendung von Palmöl in vielen Lebensmittel als kritisch, da für die Herstellung häufig Regenwald weichen muss. Der soziale Aspekt wird beispielsweise bei der Herstellung von Kakao relevant, da beim Anbau noch zu häufig auf Kinderarbeit zurückgegriffen wird. Zertifizierungen wie die des RSPO für Palmöl oder die der Rainforest Alliance für Kakao existieren zwar, stehen aber auch immer wieder in der Kritik, nicht streng genug zu sein.

Daneben stellt sich auch die Frage der Verantwortung gegenüber der Endverbraucherin. Gerade in Deutschland gab es dazu in den letzten Jahren immer wieder Debatten, beispielsweise zum Thema Ampel-Kennzeichnung bei Lebensmitteln, die zuletzt in den lediglich freiwillig anzugebenden „Nutri-Score“ mündete, oder zum Thema Werbeverbot ungesunder Lebensmittel gegenüber Kindern, das unter anderem Großbritannien und Spanien bereits angegangen wird.

 

Food-Branche: Weitere relevante ESG-Themen

Neben CO2-Footprint und Lebensmittelkennzeichnung bzw. -Werbung gibt es noch weitere Themenbereiche, die für lebensmittelverarbeitende Unternehmen laut dem ESG-Standard SASB relevant sind.

In puncto Umwelt sind das Angaben zu:

  • Energie- und Wasserverbrauch (insb. in trockenen Weltregionen)
  • Verpackungsmengen und Abfallvermeidungsstrategien
  • Umweltstrategien für die vorgelagerte Wertschöpfungskette


Und im Sozialbereich unter anderem zu:

  • Strategien zum Umgang mit kritischen Zutaten (z.B. Palmöl, Kakao)
  • Maßnahmen für mehr Lebensmittelsicherheit und -qualität
  • Dem Anteil gentechnisch modifizierter Lebensmittel am Gesamtumsatz


Und zuletzt spielen vor allem Marketing-Themen eine Rolle – neben dem sensiblen Thema Kinderschutz im Marketing sollten Unternehmen hier laut SASB Angaben zu möglichen gesetzlichen Verstößen gegen geltende Marketing- und Produktkennzeichnungsbestimmungen machen.

Die ESG-Zukunft der Food-Branche

Mit Blick auf die Zukunft gibt es klare Trends und Veränderungen, auf die sich die Food-Branche als Ganzes einstellen muss. So planen in Deutschland der neue Landwirtschaftsminister und die neue Umweltministerin eine grundsätzliche „Neuausrichtung der Landwirtschaft“, die unter anderem den Ausbau des Flächenanteils für den Ökolandbau auf 30% bis 2030 vorsieht. Die Beratungsgesellschaft PwC sagt für Deutschland voraus, dass der Markt für vegetarische und vegane Ersatzprodukte von 2 Milliarden Euro (2019) auf 10 Milliarden Euro bis 2030 ansteigen wird.

Und mit Blick auf spezifische ESG-Themen gibt es noch einige, die bisher noch eher „unter dem Radar“ klassischer Lebensmittelproduzenten fliegen. Dazu gehören beispielsweise das Thema Lebensmittelverschwendung (im Supermarkt und bei den Endverbraucherinnen), das jährlich für 3,3 Mrd. tCO2eq verantwortlich ist, und ein möglichst nachhaltiger Transport der Lebensmittel vom Feld bis auf den Endkunden-Tisch, wofür eine enge Zusammenarbeit mit allen Lieferpartnerinnen nötig ist. Es bleibt also noch einiges zu tun …

 

Die Lebensmittelbranche ist im Wandel und steht gleichzeitig vor wachsenden ESG-Anforderungen. Wir unterstützen Sie dabei, die Herausforderungen systematisch anzugehen: Kontaktieren Sie uns gerne!

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