Via Tomorrow consulting
ESG Einblicke
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Justus Fischer
Partner
Via Tomorrow

Justus war mehrere Jahre in den Bereichen ESG und IR bei einer etablierten Investor Relations-Beratung tätig, bei der er die ESG-Practice mitaufgebaut und geleitet hat.

Bei Via Tomorrow konzentriert er sich nun voll und ganz auf ESG. Sein Credo: kein zielloses ESG-Blabla, sondern messbare ESG-Ergebnisse für die Klienten.

ESG im Fokus: Mode

In Deutschland landet ein Fünftel der Kleidung im Müll – ohne ein einziges Mal getragen worden zu sein. Trotzdem werden nur knapp 1 % aller Textilien recycelt. Dabei könnten Ansätze der Kreislaufwirtschaft den hohen Rohstoffverlust zu Gewinnchancen transformieren.

Abbildung 1, Quelle: armennano auf Pixabay

Kleider machen Leute – aber belasten auch die Umwelt

Schätzungen zufolge ist allein die Modebranche für rund 10% des globalen CO₂-Ausstoßes verantwortlich. Damit die Branche wirksam zum Europäischen Green Deal und zugehörigen Zielen für Klimaschutz und Ressourcenschonung beitragen kann, steht sie zunehmend im Fokus regulatorischer Maßnahmen.

Über die Regelwerke der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) hinaus sind Unternehmen der Branche mit einer wachsenden Zahl an branchenspezifischen Gesetzesinitiativen und Regelwerken konfrontiert:

  • EU-Textilstrategie: Die “EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien”, wurde 2023 entschlossen, um Umweltbelastungen der Textilindustrie zu reduzieren. Zu zentralen Aspekten, die bereits in Kraft getreten sind, gehören die nachhaltige Produktgestaltung durch die Nutzung von recycelten Fasern und die Erweiterte Produzentenverantwortung (EPR), die Hersteller dazu verpflichtet die Entsorgungskosten von Textilabfällen zu tragen. Ab 2030 müssen Unternehmen zusätzlich einen Digitalen Produktpass (DPP) einführen, um die Materialzusammensetzung sowie die Lieferkette offenzulegen.
 
  • Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR): Die ESPR fokussiert sich auf die Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz, sodass Produkte wiederverwendbar, reparierbar und recyclingfähig gestaltet werden.
 
  • ILO-Normen: Die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation setzen Mindestnormen für menschenwürdige Arbeit fest. In der Textilindustrie zählen dazu besonders das Zwangsarbeitsverbot, die Abschaffung von Kinderarbeit sowie Normen zur Vermeidung gesundheitsschädlicher Auswirkungen am Arbeitsplatz, z.B. durch Pestizideinsätze beim Bauwollanbau.
 
  • EU-Entwaldungsverordnung (ab frühestens 30. Dezember 2025): Die EUDR verordnet Unternehmen dazu, die Entwaldung und Waldschädigung ihrer Lieferketten zu minimieren. Die Herkunft der Rohstoffe muss nachweisbar sein, Materialien wie Leder und Naturkautschuk dürfen daher nicht aus entwaldeten Gebieten stammen. Die Richtlinie tritt ab 30. Dezember 2025 für große und mittlere Unternehmen in Kraft, Klein- und Kleinstunternehmen müssen ab 30. Juni 2026 danach berichten.
Abbildung 2, Quelle: Michaela auf Pixabay

Kleidungs- und Schuhindustrie: Besonders relevante ESG-Themen

Die Produktion von Kleidung und Schuhwerk ist energieintensiv und verbraucht besonders in der vorgelagerten Wertschöpfungskette große Mengen an Wasser: Jährlich sind es mehr als 79 Mrd. Liter. Bei der Herstellung einer einzigen Jeans werden knapp 8.000 Liter benötigt. Doch nicht nur Treibhausgase und Wasserverbrauch stehen bei Kleidung und Schuhen im Fokus – Kreislauffähigkeit, Abfallmengen und der Chemikalien-Einsatz, z.B. in Ledergerbungsprozessen, sind weitere relevante Schlagworte. Im Sozialbereich häufig besonders kritisch: die Arbeitsbedingungen in Produktionsländern. 

Dabei können anfängliche Herausforderungen sich auch zu Marktchancen entwickeln: Fast 88% der Europäer:innen sind der Meinung, dass Kleidung länger halten sollte.

Soziale Verantwortung von der Produktion bis zum Verkauf

Für die Branche entstehen zusätzlich Risiken durch die Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten entlang der Lieferkette: Faire Löhne, sichere Arbeitsplätze und internationale Arbeitsnormen müssen eingehalten werden. Hier sind glaubwürdige Maßnahmen gefragt, die das Vertrauen der Kundschaft und der Investor:innen stärken.

Laut dem ESG-Standard SASB sind für Investoren in die Modebranche (Apparel, Accessories & Footwear) indes die folgenden Themen und dazugehörigen Kennzahlen besonders relevant:

Aus dem Umweltbereich:

  • Wasserverschmutzung und
  • Abwassermanagement und -behandlung
  • Umgang mit (bedenklichen) Chemikalien
 

Und im Sozialbereich sind es:

  • Faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung (Prozentsatz der Einrichtungen von Lieferanten, die nach einem Verhaltenskodex geprüft wurde)
  • Gesundheit und Sicherheit der Arbeitenden in der Wertschöpfungskette
  • Vermeidung von Zwangs- und Kinderarbeit

Die ESG-Zukunft der Kleidungs- und Schuhindustrie

Abbildung 3, Quelle: MONASH University, Monash Sustainable Development Institute, S. 3-4

Die Branche diskutiert zunehmend, wie sich der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft gestalten lässt. Recycling-Initiativen, innovative Rücknahmesysteme und die Nutzung von Closed Loop Circles – der Wiederverwendung und dem Recycling von Abfällen – zeigen, dass neben der Optimierung der Produktion auch das nachhaltige Gestalten der Produktausschlaggebend ist.

In Deutschland und auch weltweit wächst das Bewusstsein für verantwortungsvolles Wirtschaften, was sich in der Nachfrage nach ökologisch und sozial nachhaltig produzierter Mode widerspiegelt. Auch ein zusätzliches Umsatzpotenzial und Kostenreduktionen können Vorteile einer Produktion sein, die auf größere Zirkularität setzt.

Die Umsetzung der ESRS- (bzw. für kleinere Unternehmen VSME-)Bestimmungen und der SASB-Standards bietet Unternehmen der Kleidungs- und Schuhbranche die Möglichkeit, relevante Daten zu erfassen und strategisch auszuwerten.

In der Modebranche sind die ESG-Anforderungen komplex und vielfältig. Wir kennen die spezifischen Herausforderungen für die Kleidungs- und Schuhindustrie und helfen Ihnen gerne bei der pragmatischen (Weiter-)Entwicklung Ihrer (ersten) Nachhaltigkeits-Datenstrategie – nehmen Sie gerne Kontakt auf!

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